Reisebericht über einen Hundetransport von Tarragona (Spanien) nach Deutschland

Die Vorbereitungen, Hunde aus dem überfüllten Tierheim in Tarragona nach Deutschland zu holen waren am 30.09.2009 abgeschlossen. Für mich war es die dritte und für Reiner, der mir beim abtelefonieren der Tierheime geholfen hatte,   die zweite Herausforderung, ausländische Hunde in deutschen Tierheimen unterzubringen. Reiner war sichtlich erleichtert,  dass wir 30 Hunde  auf fünf deutsche Tierheime verteilen konnten. Wir waren uns aber auch beide einig, dass es immer schwieriger wird, ausländische Hunde  unterzubringen.

Für diesen Transport wurde uns von dem Tierschutzverein Arche Noah Kreta ein eigens dafür umgebauter Transporter zur Verfügung gestellt. Das Fahrzeug ist für solche Großtransporte perfekt ausgestattet. Eingebaute Transportboxen in unterschiedlichen Größen, eine Klimaanlage, eine separate Innenbeleuchtung und Belüftung, sowie Fenster für Tageslicht.

Am 1.10.09 holte ich meinen Beifahrer und Freund Jürgen von zu Hause ab. Jürgen hatte mir für diesen Transport seine Hilfe angeboten, obwohl er mit dem Auslandstierschutz noch nichts zu tun hatte. Für mich war es eine große Freude einen Menschen zu überzeugen, dass Tiere im Ausland unsere Hilfe brauchen.

Gegen 12:00 Uhr starteten wir und fuhren Richtung Autobahn. Jürgen fuhr die erste Etappe. Unser Ziel war es, am 02.10.2009 gegen Nachmittag im Tierheim von Tarragona  anzukommen. Die Hinfahrt verlief ohne Probleme. Wir haben das Tierheim in Tarragona gegen 15:00 Uhr erreicht. Dieses Mal brauchte Frau Beeke uns nicht zum Tierheim lotsen, da uns unser Navi bis zum Tierheim führte. Nach dem wir den Transporter auf dem Gelände des Tierheims sicher abgestellt hatten, rief ich Frau Beeke an, die uns auch umgehend abholte und zu unserem Hotel fuhr.

Nachdem wir unsere Zimmer bezogen hatten und wir uns etwas frisch gemacht hatten, gingen wir erst einmal etwas essen. Da wir bis auf 4 Stunden non-Stop durchgefahren sind und sehr müde von der Fahrt waren, gingen wir früh schlafen.

Am darauf folgenden Tag wurden wir gegen 10:30 Uhr von Frau Beeke abgeholt und wir fuhren zum Tierheim. Wir mussten den Transporter für die Rückfahrt fertig machen. Außerdem wollten wir auch unsere Reisegäste anschauen. Es waren wie immer viele, viele Hunde, die im Tierheim untergebracht waren. Jürgen und ich betraten die Zwingeranlagen. Die meisten Hunde fingen an zu bellen und schauten uns mit großen Augen  ängstlich und zurückhaltend an. Ich fragte mich, was mag in den Köpfen dieser Hunde vorgehen.  Ich bekam mal wieder ein beklemmendes Gefühl, da ich wusste, dass die meisten Hunde in diesem Tierheim bleiben werden.

In der Anlage fiel Jürgen ein kleiner Welpe auf, der an einer Bank angekettet war. Jürgen und ich fotografierten sehr viel, so auch diesen kleinen Welpen. Er sah sehr lustig aus, da  in seinem Fell sehr  viele Grashalme eingedreht waren. Nach genauerem hin sehen, fanden wir diese Halme nicht mehr so lustig. Der kleine Welpe war voller Kletten (Grannen). Ich informierte das Tierheimpersonal und bat um eine Bürste, die ich mir nach langem Warten selbst organisierte. Jürgen und ich pusselten eine lange Zeit an den Welpen herum, bis wir diese Kletten halbwegs entfernen konnten. Dieser kleine Welpe taute während des Entklettens so auf, dass er anfing mit einem Waschlappen und der Bürste zu spielen. Wir nannten den Kleinen ab jetzt Klette.

Jürgen fiel es auf, dass die Welpen mit schweren Ketten an Bäume und Bänke gekettet waren. Sie waren sehr ruhig und sahen sehr traurig aus. Jürgen fragte mich, warum die Welpen kein Spielzeug haben. Welpen sollten doch spielen, so wie es Klette mit dem Waschlappen und der Bürste tat. Da ich die Frage von Jürgen nicht beantworten konnte, fragten wir Frau Beeke. Sie erzählte uns, dass Spielzeug für die Welpen von der Stadt Tarragona, die dieses Tierheim unterhält, nicht erwünscht sei. Für uns war es schon sonderbar, dass solch eine Kleinigkeit, für die Stadt Tarragona, schon ein Problem darstellt. Nachdem wir das Fahrzeug für die Rückfahrt fertig hatten und Jürgen seine Fotos im Kasten hatte, ließen wir uns von Frau Beeke zu unserem Hotel fahren.

Am 04.10.2009 war es dann so weit. Die Hunde wurden von vielen ehrenamtlichen Helfern des Tierheims in den Transporter untergebracht. Gegen 12:00 Uhr startete Jürgen den Motor  und wir verließen das Tierheim in Richtung  Autobahn. Wir wollten am 05.10.09 gegen 4:00 Uhr am ersten Tierheim in Deutschland sein, um noch etwas Schlaf für die letzte Etappe zu bekommen.

Auf der Rückfahrt rief mich Michaela, eine Tierschützerin aus Deutschland auf meinem Handy an. Sie fragte, ob wir den herzkranken 13 jährigen Yorkscher Genio und den kleinen 12 Jahre alten Mischling Wilfredo, der ein kaputtes Hüftimplantat hatte, mit nach Deutschland nehmen könnten.  Alle tierärztlichen Unterlagen sowie Impfpässe wären für die Ausreise fertig. Die Hunde könnten in einem Tierheim zwischengeparkt werden, wo sie anschließend durch eine Fahrerkette am kommenden  Wochenende zu einem Tierhospiz nach Bayern gebracht werden sollten. Beide Hunde haben das Glück, in einem Tierhospiz  untergebracht werden zu können, das von der Moderatorin Sonja Zietlow gesponsert wir. Dort werden die Hunde optimal versorgt und können bis zu ihrem Ableben in Frieden und ohne Ängste leben. Ich stimmte sofort zu, den armen Geschöpfe zu helfen. Mein Freund Jürgen bekam   auch noch die Gelegenheit Hunde zu übernehmen, um die es eigentlich im Tierschutz  geht. Tiere zu helfen, die ohne menschliche Hilfe nicht überleben würden.  Diese zwei Hunde hätten durch ihren Gesundheitszustand und ihrem Alter keine Möglichkeit bekommen, in diesem Land zu überleben.

Die Rückfahrt verlief reibungslos. Nach mehreren Zwischenstopps  kamen wir am 05.10.09 gegen 4:00 Uhr am ersten Tierheim an. Wir stellten uns vor das Tierheim und versuchten etwas zu schlafen. Um 6:00 Uhr wurden wir durch die Tierheimleitung, die im Tierheim wohnt geweckt. Zwei Hunde aus Tarragona wurden von diesem Tierheim übernommen und die zwei alten Hunde  wurden dort bis zum weiteren Transport  erst einmal zwischengeparkt. Genio und Wilfredo hatten die Fahrt gut überstanden, worüber wir uns sehr freuten. Unsere Tarragona Hunde waren wie bei allen anderen Transporten vorbildlich ruhig und hatten  keine Probleme. Wir verabschiedeten uns und fuhren weitere vier Tierheime an. Alle Hunde konnten wir sicher in den dafür vorgesehenen Tierheimen unterbringen. Jürgen und ich kamen nach ca. 30 Std. Fahrt Zuhause an. Für uns war es mal wieder, auch nach diesen Strapazen, ein schönes Gefühl diesen Hunden die Möglichkeit verschafft zu haben, ein schönes und gesichertes Leben führen zu können.

Ganz besonders hat es uns gefreut, dass Genio und Wilfredo die anstrengende Weiterfahrt nach Bayern gut überstanden haben. Sie brauchen sich nicht mehr zu fürchten, in einem sonnigen Land elendig zu sterben. Jetzt bekommen sie ihr wohlverdientes Gnadenbrot, werden gepflegt und gut versorgt bis an ihr Lebensende. Genio und Wilfredo können ihr Leben Michaela Schydlo verdanken, die unermüdlich für die beiden Geschöpfe gekämpft hat, um sie gut unterzubringen.